frauenforum KölnBonn - Initiative gegen emotionale Gewalt

Narzisstischer Partner | Trennung und Zweifel

Trennung und Zweifel in der Beziehung mit einem narzisstischem Partner

Warum bleibe ich?

Viele verschiedene Aspekte halten eine Betroffene von emotionaler Gewalt nachhaltig in der Beziehung fest. Ihre Gedankenwelt wurde verändert. In ihrer Welt hat sich die Vorstellung fest gesetzt, es alleine nicht mehr schaffen zu können. Dies entspricht zwar nicht den Tatsachen, aber trotzdem glaubt das Opfer es unbewusst. Da in der Beziehung bewusst der Selbstwert angegeriffen wird, ist der nachvollziehbare Wertverlust oft der Grund für diese Gedankengänge.
Damit wird sich viel zu selten beschäftigt, da es auch immer wieder gute Phasen in der Beziehung gibt. Diese lassen die destruktive Seite vergessen und machen Hoffnung auf ein gutes Leben - mit dem geliebten Menschen.
Von heute auf morgen ist eine Trennung deshalb sehr selten zu bewerkstelligen. Selbst wenn erkannt wird, dass vieles keinen Sinn mehr macht und das Leben nicht besser wird, ist eine Trennung nicht der erste Gedanke. Es stehen andere Fragen und Überlegungen im Raum, die praktisch und theoretisch erst einmal durchdacht werden müssen.

Das Opfer braucht Zeit

Es braucht Menschen, die dem Opfer zuhören. Diese sollten darauf achten, die Sorgen und Nöte der Betroffenen nicht beiseite zu schieben. Sie sind schließlich wichtige Faktoren, warum die Frau in der Beziehung bleibt. Nur über diese gelingt nachher auch die Trennung.

Berechtigte Zweifel zulassen


Ich liebe ihn und werde ihn immer lieben
Ich kann nicht ohne ihn leben
Ich habe keine anderen Bezugspersonen, Freunde, Familie und Bekannte
Ich habe kein Geld um alleine klar zu kommen
Ich verschlechtere mich allgemein, wenn ich gehe
Ich nehme meinen Kinder den Vater
Ich nehme meinem Partner die Kinder.
Ich müsste ohne meine Kinder gehen.
Ich muss mir eine andere Arbeit suchen, weil ich mit ihm zusammen arbeite
usw.

Das Leben nach der Beziehung muss nicht nur geordnet werden, es sollte auch emotional weitgehend abgesichert sein. Antworten auf wichtige Fragen müssen gefunden werden, mit denen gelebt und umgegangen werden kann - um letztendlich eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen. Die Betroffene muss sich hier selbst an die Arbeit machen. Zweifel, Unsicherheit und Angst machen sich sonst immer mehr breit und bestimmen weiter das Leben.

Die Zweifel ernst nehmen

Es müssen erst Antworten gefunden werden und nur das schiebt die Angst und die Unsicherheit ein wenig zur Seite. Sich selbst Mut zu machen gehört auch dazu. Alternativen suchen und finden, sind Wege aus der Beziehung. Nach draussen zu gehen, aus der Isolation, ist der erste Schritt. Die Menschen im eigenen Umfeld mit einzubeziehen, ist ein weiterer Schritt.

Neue Gedanken sollten zugelassen werden. Sie sind Wege den Missbrauch zu beenden. Diese Gedanken kommen in der Aussprache mit anderen, selbst kreist der Mensch immer nur um die gleichen Gedanken und Ansichten.

Sich selbst einzugestehen, das es andere Gedanken geben darf, sind Begleiter in ein neues, freies und eigenständiges Leben ohne emotionale Gewalt. Jeder eigenständiger Gedanke wurde in der Beziehung ja kontrolliert. "Wenn du so denkst, mach ich besser Schluss". Wer diese Sätze immer wieder hört, macht für sich fest, dass es diese Gedanken in dieser Beziehung nicht geben darf. Irgendwann wird diese Akzeptanz zur Realität und es wird nicht mehr hinterfragt, ob der Ausschluß ganz normaler Gedanken, sinnvoll ist.

Was der Frau immer wieder vorgekaut wurde, wird sie natürlich nicht mit zwei, drei Sätzen vergessen. Es braucht Geduld. Von der Umwelt und von den Betroffenen selbst. Antworten müssen her.

Fragen und Antworten

Ich liebe ihn und werde ihn immer lieben

... aber mich liebe ich doch auch und mir geht es so schlecht, dass es mich bald nicht mehr geben wird, wenn ich nicht gehe. Ich leide und es wird nicht besser. Lieben kann ich ihn ja weiter, aber aus sicherer Entfernung. Ich...

Ich habe keine anderen Bezugspersonen

... aber ich werde mich jetzt umsehen. Ich werde jetzt Kontakt aufnehmen und Vertraute suchen, auch wenn ihm das nicht gefällt. Alte Freundschaften werde ich wieder aufbauen und Hilfe suchen. Ich werde meine Familie um Unterstützung bitten. Ich werde versuchen Menschen zu finden, die mich auf dem Weg aus dieser Verbindung zu begleiten. Ich...

Ich habe kein Geld, um alleine klar zu kommen

... aber ich rechne jetzt alles ganz genau nach und wenn ich feststelle, das Geld reicht nicht, werde ich nachfragen wohin ich mich wenden muss um Unterstützung zu erhalten. Mein Lebensstandart sinkt vielleicht, aber mein Leben macht wieder Sinn. Ich...

Ich nehme meinen Kinder die Familie

... aber wenn ich nur deshalb bleibe, führe ich meinen Kindern jeden Tag vor, wie ein Mann seine Frau behandeln darf. Das wird sich später auswirken und den Kindern nicht gut tun. Den Kindern erweise ich keinen Gefallen, sie werden mich nach einiger Zeit verachten. Dem Aggressor gebe ich weiter die Möglichkeit sich an unschuldigen Opfern auszulassen. Ich...

Ich nehme meinem Partner die Kinder weg

... aber ich kann mich bemühen, den Einfluss auf die Kinder möglichst gering zu halten, um ihm so die Chance zu geben ein guter Vater zu sein. Wenn er das nicht ist, werde ich geeignete Mittel ergreifen. Ich ...

Ich muss mir eine andere Arbeit suchen, weil ich mit ihm zusammen arbeite

... alles geht vielleicht nicht von heute auf morgen, aber ich werde mich in aller Ruhe umschauen, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, diese Abhängigkeit zu lösen. Ich...

Wie lange soll ich noch bleiben ?

Das Verlassen der Beziehung fühlt sich an wie ein riesiger Berg, der einfach nicht bewältigt werden kann und doch ist es möglich. Die Kräfte lassen nach. Jeden Tag ein Stück mehr. Jeder Tag, den die Frau in der Beziehung bleibt, schwächt sie. Der Gedanke, "mir muss es erst etwas besser gehen", dann nehme ich die Trennung in Angriff, erweist sich als Trugschluss. Je mehr sich die Betroffene weiter in der Beziehung verbiegt und verzettelt, je mehr wird sie zu der Überzeugung kommen, dass sie es alleine niemals schaffen kann. Wird jetzt noch eine Paartherapie versucht, arbeiten auch noch professionelle Menschen mit an dieser Überzeugung. Eine Paartherapie hat das Ziel, beide wieder zu vereinen. Was auch sonst. In diesem Fall ist dies aber eher hinderlich auf dem Weg in ein gutes Leben.

Liebe und Hoffnung?

Liebe - Die größte Macht im Universum. Was gibt es da noch zu sagen. Was soll die Umwelt darauf antworten? Dies allein ist für viele schon ein Grund zu bleiben und ewig auszuharren, ohne etwas anderes dagegen setzen können. Das Opfer redet sich ein, es sei alles gar nicht so schlimm und denkt tatsächlich, dass alles gut werden wird.
Sie will nicht sehen, dass das Krankheitsbild des Partners eine Veränderung seines Verhaltens auf Dauer nicht zulässt und sie damit massiv schädigt. Sie ist süchtig geworden nach ihrer Liebe zu dem aggressiven und abwertenden Partner, der auf der anderen Seite, auch ganz ohne Frage - ein sehr bezaubernder Mensch sein kann.

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